Liebe Physiker und Physik-Freunde,
ich kämpfe damit, das Konzept der Länge und ihrer Dilatation gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie zu verstehen. Würdet Ihr mir bitte auf eine imaginäre Reise folgen?
Starten wir in unserem Raumschiff und fliegen zu einem großen Neutronenstern von 2,14 Sonnenmassen, der kurz vor dem Kollaps zu einem Schwarzen Loch steht. Nehmen wir an, er rotiert nicht, hat keine Ladung und ist ziemlich kühl. Wir landen also auf diesem Neutronenstern (ja, sowohl unser Raumschiff als auch wir sind stark genug, um der gewaltigen Gravitation zu widerstehen) und messen den Umfang U mit einem Standardmaßband, das wir von der Erde mitgebracht haben. Dann nehmen wir einen Neutronen-Bohrer und bohren ein Loch genau durch das Zentrum des Neutronensterns und benutzen unser Maßband, um den Radius R zu erhalten.
Wenn Ihr keine besseren Kenntnisse über die Struktur des Neutronensterns habt, dann lasst uns annehmen, dass unser Neutronenstern die gleiche Dichte hat, wie wir sie laut MPG beobachten, also 1,4 Sonnenmassen bei 11 km Radius (was immer letzteres bedeutet) und dass die Dichte homogen ist. Ich kann hier leider keinen Link posten, der Artikel heißt "Neutron star with eleven kilometres radius".
Welchen Umfang und Radius würden wir dann messen? Wie weit würden diese Werte von der Erfüllung der Formel U = 2 Pi R abweichen?
Wenn es Eure Phantasie zulässt, lasst uns dann zu einem "Stabilitronenstern" fliegen, einem Stern aus einem Material, das dichter ist als Neutronensterne. Unser Stabilitronenstern hat ebenfalls 2,14 Sonnenmassen, ist ebenfalls nicht rotierend und nicht geladen, aber sein Radius ist so klein, dass Licht, das wir senkrecht von der Oberfläche aussenden, gerade noch entweichen kann. Wir wiederholen unsere Bohrungen und Messungen. Was würden wir für U und R finden? Würde entweder R oder U / 2 pi dem Schwarzschild-Radius von 6,3 km entsprechen?
Für die Messungen an den beiden Sternen nehmen wir weiter an, dass wir eine Drohne weit entfernt von den Flächen, auf denen wir gelandet sind, zurückgelassen haben, die uns bei den Messungen beobachtet hat: Würde die Drohne von ihrem Bezugssystem aus, das weit vom starken Gravitationspool des Sterns entfernt ist, andere Werte für unsere Messungen beobachten? Übrigens schwebt unsere Drohne mit ihrem starken Antriebssystem über dem Stern, so dass es keine relativistischen Effekte durch ihre Geschwindigkeit gibt.
Nach dieser heroischen Aktion machen wir uns auf die Suche nach einer neuen Heimat, denn obwohl wir uns insbesondere auf dem Stabilitronenstern sehr beeilt haben, ist unsere Sonne in der Zwischenzeit zu einem Roten Riesen geworden und die Erde ist unbewohnbar geworden.
Vielen Dank im Voraus,
Hans