Erinnern Sie sich noch an die Filmreihe von Steven Spielberg: „Zurück in die Zukunft“? Einer der Hauptdarsteller – Marty McFly – reist mit einem zur Zeitmaschine umgebauten PKW (DeLorean) aus den 80er Jahren in die Zukunft. Sein Ziel: das kalifornische Hill Valley am 21. Oktober 2015 um 16:29 Uhr. Ja, richtig – das ist nächsten Mittwoch, bzw nach MEZ in der Nacht zum Donnerstag. Im Internet wird bereits eine Willkommensparty organisiert und der übliche Medienwahnsinn bahnt sich seinen Lauf.
Wäre eine derartige Reise in die Zukunft eigentlich wissenschaftlich möglich? Gibt es Zeitreisende? Die Antwort ist: JA – derzeit gibt es ca. 7 Mrd. Zeitreisende auf unserem Planeten. Den Rekord hält der russische Kosmonaut Gennadi Padalka. Vermutlich fragen Sie sich jetzt: Wie kann das sein?
Für Isaac Newton war das Phänomen Zeit absolut. Es gab nur eine Taktrate, nach der alle Prozesse im Universum ablaufen sollten. Seit Albert Einstein wissen wir allerdings, dass Zeit relativ ist. Die Spezielle Relativitätstheorie lehrt uns, dass die Zeit umso langsamer vergeht, je schneller man sich bewegt. Die Allgemeine Relativitätstheorie wiederum lehrt uns, dass auch dort die Zeit langsamer vergeht, wo starke Gravitation wirkt. Diese theoretischen Erkenntnisse konnten mittlerweile auch bestens durch Messungen bestätigt werden. Hierfür hat man mehrere Atomuhren synchronisiert und anschließend einige davon in Flugzeugen auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigt oder in höhere Regionen gebracht, d.h. weiter entfernt vom Erdmittelpunkt und damit in ein Gebiet mit schwächer Gravitation. Die Meßergebnisse bestätigen: Die Zeit vergeht unter bestimmten Voraussetzungen unterschiedlich schnell.
Zeitreisen sind damit leicht zu bewerkstelligen. Man hält sich eine Weile in einem Zustand auf, in dem die Zeit langsamer vergeht und kehrt anschließend „zurück in die Zukunft“. So gesehen ist jeder von uns schon in die Zukunft gereist, beispielsweise wenn sie/er ein Stockwerk oder eine Leiter rauf und runter gestiegen ist oder wenn sie/er sich mit einer Geschwindigkeit größer null bewegt hat. Ernüchternd sind allerdings die absoluten Daten dieser Zeitreisen. Gennadi Padalka musste sich in mehreren Etappen insgesamt 878,5 Tage auf Raumstationen aufhalten, die mit ca. 27.000 km/h um die Erde kreisen, damit er auf diese Weise 1/40stel einer Sekunde in die Zukunft reisen konnte. Dummerweise heben sich besagte Effekte sogar teilweise weg, weil er zwar mit hoher Geschwindigkeit unterwegs war, allerdings das Gravitationsfeld in diesen Höhen schwächer ist vergleichen mit der Erdoberfläche.
Wie sieht‘s aus mit der Reise in die Vergangenheit? Kann man sich so schnell bewegen, dass die Zeit nicht nur langsamer vergeht, sondern sogar rückwärts läuft? Leider oder zum Glück: NEIN. Der Zeitpfeil versperrt uns den Weg. Die Prozesse in unserem Universum verlaufen in Richtung zunehmender Unordnung. Das kann schneller oder langsamer erfolgen, jedoch nicht in umgekehrter Richtung. „Leider“ deshalb, weil angesichts unserer Gegenwart vermutlich für viele eine Reise in die Vergangenheit die attraktivere Variante wäre. „Zum Glück“ deshalb, weil wir ansonsten zu jeder Zeit ein ziemliches Tohuwabohu hätten. Wären Zeitreisen in die Vergangenheit möglich, hätten wir bei jedem bedeutenden Ereignis auf diesem Planeten eine Heerschar an Zeitreisen-Touristen. Vermutlich häb’s eine Zehnerkarte für Reisen zu den wichtigsten Ereignisse der Bibel, oder den größten Entdeckungen der Menschheit, einen Kurzurlaub auf der Titanic oder im Schussverkauf: „Erleben Sie die Mondlandung live!“…
Josef M. Gaßner (17. Okt. 2015)
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