Mit acht Planeten und einem Zwergplaneten haben wir mit unserem Sonnensystem zwar noch die Nase vorne, aber der Stern TRAPPIST-1, mit seinen sieben Planeten, ist uns dicht auf den Fersen. Schon 2016 haben Michaël Gillon und sein Team von der Universität Leiden in Belgien bei diesem Stern drei erdähnliche Planeten entdeckt. Jetzt haben sie nochmal genauer nachgesehen und sind auf weitere vier gestoßen. Am 22. Februar 2017 haben sie ihre Ergebnisse veröffentlicht.
(Bildquelle: https://www.thestar.com/news/world/2017/02/22/what-to-know-about-the-newly-discovered-trappist-1-solar-system.html)
Schauen wie zunächst auf den 39 Lichtjahre entfernten Stern um den sich alles dreht. Seinen Namen hat er von dem Instrument „TRAnsiting Planets and PlanetesImals Small Telescope (TRAPPIST)“, mit dem die Untersuchungen durchgeführt wurden. In den Sternkatalogen firmiert er als 2MASS J23062928-0502285. Mit seinen 0,08 Sonnenmassen und dem Spektraltyp M8V, liegt er an der Grenze dessen, was sich gerade noch Stern nennen darf. Etwas weniger Masse, und in seinem Inneren wäre es nicht heiß genug um Wasserstoff zu fusionieren. Mit einem Radius von knapp 80.000 Kilometern ist er kaum größer als der Planet Jupiter. Seine Oberflächentemperatur (Effektivtemperatur) beträgt nur 2550 Kelvin (Sonne: 5780 K), was ihm, über das gesamte elektromagnetische Spektrum gemessen, zu einer Leuchtkraft von lediglich einem 2-Tausendstel der Leuchtkraft der Sonne verhilft. Dabei liegt das Maximum der Emission mit einer Wellenlänge von 1135 Nanometern (Sonne: 501 nm), deutlich im Infrarot-Bereich. Konzentriert man sich nur auf den sichtbaren Teil des elektromagnetischen Spektrums, so wird es im wahrsten Sinne des Wortes noch düsterer. In diesem Bereich ist seine Leuchtkraft gar 270.000 Mal kleiner als die unseres Zentralsterns. Würde man TRAPPIST-1 an die Stelle der Sonne setzten, so wäre es auf der Erde praktisch finster. Ohne groß zu übertreiben kann man zusammenfassend festhalten: TRAPPIST-1 ist ein rechter Mickerling. Nichtsdestotrotz zeigt uns der Stern, dass auch die Kleinen und Unscheinbaren, die ja das Gros der Sternpopulation einer Galaxie ausmachen, „Planeten können“.
Jetzt zu den Planeten. Insgesamt sieben gehören zu dem Planetensystem und bei allen handelt es sich höchstwahrscheinlich um erdähnliche Gesteinsplaneten mit Radien im Bereich von 0,76 bis 1,13 Erdradien. Im Mittel umrunden sie ihren Stern in einer Entfernung von 0,031 Astronomischen Einheiten (AE), also in einem rund 10 Mal geringeren Abstand als der Merkur die Sonne. Der Planet TRAPPIST-1a ist mit 0,011 AE am nächsten dran an seinem Stern. Für einen Umlauf benötigt er nur 1,51 Tage. Auf ihm vergehen die „Jahre“ im Zeitraffertempo. Mit 0,06 AE ist TRAPPIST-1h am weitesten entfernt, wodurch er auch am längsten für einen Umlauf benötigt, nämlich rund 20 Tage. Lässt man den Planeten TRAPPIST-1h mal außen vor, da man seine Daten noch nicht genau kennt, dann liegen die Massen der übrigen Planeten im Bereich von 0,41 bis 1,38 Erdmassen.
(Bildquelle: https://www.thestar.com/news/world/2017/02/22/what-to-know-about-the-newly-discovered-trappist-1-solar-system.html)
Aufgrund der geringen Entfernungen der Planeten zu ihrem Stern, könnten drei der sieben in der habitablen Zone von TRAPPIST-1 liegen, in dem Bereich, in dem es warm genug ist, dass eventuell vorhandenes Wasser in flüssiger Form vorkommt. Eine Grundvoraussetzung für Leben wie wir es kennen. Wie die Astronomen jedoch betonen, handelt es sich dabei um eine nicht gesicherte Annahme, da die Datendecke für präzise Aussagen noch zu dünn ist. Ziemlich sicher ist jedoch, dass alle Planeten gebunden rotieren, das heißt: sie drehen ihrem Stern, so wie der Mond der Erde, immer die gleiche Seite zu. Unter diesen Umständen dürfte es auf der dem Stern zugewandten Seite ziemlich „warm“ sein, wogegen es auf der anderen Stein und Bein friert. Die Astronomen geben jedoch zu bedenken, dass eine eventuell vorhandene Atmosphäre da mäßigend wirken kann. Aufgrund des Temperaturgradienten könnten sich in der Atmosphäre Strömungen ausbilden, die die Wärme über den Planeten verteilen.
Kommen wir nochmal auf die Leuchtkraft des Sterns TRAPPIST-1 zu sprechen. Wie bereits erwähnt, wäre es bei uns ziemlich finster, würde man den Stern an die Stelle unserer Sonne setzen. Bei den Planeten um TRAPPIST-1 ist es jedoch nicht ganz so schlimm. Denn die sind ja viel näher dran an ihrem Stern. Da die Helligkeit mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt, heißt näher dran eben auch heller. Aufgrund der geringen Entfernungen dürfte die Helligkeit auf den Planeten im Bereich des sichtbaren Lichts daher nicht wie auf der Erde um den Faktor 270.000, sondern im Mittel nur um den Faktor 250 geringer sein.
Und wie geht es nun weiter? Wie bereits mehrfach erlebt, haben auch diesmal Wissenschaft und Medien die Entdeckung bejubelt. Anscheinend kann man es gar nicht erwarten einem Alien auf einem erdähnlichen Planeten in die Augen zu schauen. Bei Lichte betrachtet hat man m. A. n. wenig wirklich Neues gefunden. Dass auch kalte, kleine Sterne Planeten um sich scharen können, o.k. Dass es erdähnliche Planeten gibt, war jedoch zu erwarten. Aber die im Überschwang geäußerte Vermutung von Wasser auf einigen Planeten, bzw. von einer Atmosphäre, das muss sich erst noch bestätigen. Die Voraussetzungen in diese Richtung weiter zu forschen sind allerdings gut. Zum einen ermöglicht der leuchtschwache Stern eine gute Beobachtung, da er mit seinem Licht die Planeten kaum überstrahlt, zum anderen dürfte demnächst das James-Webb-Weltraumteleskop zum Einsatz kommen und Bilder mit einer höheren Auflösung liefern. Schön wäre es auch, wenn man Erkenntnisse über die Stabilität des Systems gewinnen könnte. Die sieben Planeten rücken einander doch arg auf die Pelle. Die gegenseitige gravitative Beeinflussung der Planeten könnte zu Resonanzen führen, die das ganze System umstrukturieren, oder Planeten hinauskatapultieren. Mit 500 Millionen Jahren ist das TRAPPIST-1-System ja noch recht jung, da kann noch viel geschehen.
Warten wir also ab wie es weiter geht mit den Erkenntnissen um TRAPPIST-1, bzw. ob es überhaupt weiter geht. Es wäre nicht das erste Mal, dass auf große Ankündigungen Schweigen folgt. Man erinnere sich an die Topnachricht vom 30. September 2010: „NASA findet bewohnbaren Planeten“. Kurz darauf musste man eingestehen, dass es den Planeten gar nicht gibt. Oder die Hoffnungen, die man auf die im Juni 2015 gemachte Entdeckung der nur 21 Lichtjahre entfernten „Supererde“ HD 219134a gesetzt hatte. Damals hieß es: "Jetzt haben wir ein lokales Exemplar, das wir genau studieren können. Man kann es als eine Art Rosetta-Stein für die Erforschung von Supererden betrachten." Doch bis heute: nichts Neues. – Vielleicht wird es mit TRAPPIST-1 ja ganz anders. Warten wir es ab.
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